Friedensreich Hundertwasser war ein österreichischer Maler, Architektur-Veränderer und Umweltaktivist, der ab Mitte der 1960er Jahre mit seiner von Antoni Gaudi oder Joan Miró inspirierten Kunst, mit originellen Gebäudeentwürfen und einigen Künstlermanifesten, darunter das 1958 veröffentlichte Verschimmelungsmanifest gegen rationale Architektur, auf sich aufmerksam machte. Oft belächelt, ist seine Kunst aber im späten 20. Jahrhundert doch einmalig geblieben. Architekten hatten denn auch regelmäßig ihre liebe Not mit den Entwürfen Hundertwassers, denn mit Standardmaßen oder industriell vorgefertigten Baumodulen geht da gar nichts.
Die Winzerfamilie Hirn in Untereisenheim war Ende der 1990er Jahre allerdings doch so fasziniert von Hundertwassers fantastischem Realismus, dass sie bei ihm den Entwurf eines Weingutes mit Gästewohnungen in Auftrag gab. Nach dem Tod Hundertwassers, er starb 72-jährig im Februar 2000, setzte Heinz M. Springmann, einer von mehreren Projekt-Architekten, die Hundertwasser autorisiert hatte, seine Häuser zu bauen, die Planung Hundertwassers ins Werk. So kam es also, dass am Ortsausgang von Untereisenheim ein Bauwerk wie aus 1001 Nacht oder aus dem Roussillon entstanden ist. Die Grundfarbe des Hauses erinnert jedenfalls an die Ockersteinbrüche in dieser südfranzösischen Region, aus der bis Mitte des 20. Jahrhunderts alle Maler ihre Pastellkreiden bezogen haben. Allerdings wirkt das Weingut Hirn auch deshalb so anziehend auf Besucher, weil der Winzer Matthias Hirn dort in einer Vinothek seine fulminanten Weine verkauft und man als Weingenießer oder Reisender im Weingut sogar übernachten kann. Frühes Vorbuchen empfiehlt sich da aber allemal. In der Vinothek des Weingutes oder auf der großen Terrasse findet man freilich immer noch ein Plätzchen, um zu rasten, zu verkosten oder mit Sinn und Verstand zu genießen. Kräftige Rotweine und feinfruchtige Weißweine aus ökologischem Anbau sind die Hirn-Highlights.