Die Tragkraft des alten Haustocks wurde geschickt genutzt, um Neues darin und darauf anzusetzen. Der Gast trifft im Weingut von Horst und Magdalena Sauer und ihrer Tochter Sandra Sauer, das vor zehn Jahren grundlegend saniert und umgestaltet wurde, auf eine lichte Lobby, an die sich die Verkostungsbereiche anschließen. Am Ende dieses Weges zum Wein stehen in der Schatzkammer die Bimssteinsteigen mit den besten Tropfen darin. Die stammen nicht selten von den Steillagen, die nur wenige Meter hinter dem Anwesen von Horst Sauer beinahe senkrecht zur Vogelsburg hinauf aufsteigen.
Dass die großen Weine aber auch im Kopf entstünden, ist schon lange das Credo dieses sensiblen Winzers. Und während er dies sagt, hebt Horst Sauer ein paar umherliegende Muschelkalkbrocken auf, reibt sie kräftig aneinander und lässt den staunenden Beobachter an den Steinen riechen. Mineralisch, metallisch, ein bisschen wie Stahl, schießt es dem Besucher in den Kopf. Und immerhin, später, wenn er die Weißweine Sauers verkostet, dann meldet sich der Eindruck, den die Nase am Weinberg bekommen hat, unversehens und unverstellt zurück. So geht Wein, ist man versucht, ganz salopp anzumerken. Und so riecht und schmeckt es, wenn ein Weißwein sich blauviolett in den Gaumen legt. Auch der Kopf des Genießers denkt eben mit. Die Erinnerung an den Duft der Steine legt sich bei der Verkostung nonchalant auf die Zunge. Beständigkeit, Dauerhaftigkeit und eben nichts Flüchtiges, das wollen die Sauers mit der zeitlos klassischen Gestaltung ihres Winzeranwesens signalisieren. Wenn das dann auch den Weinen eignet – den Genießer wird es freuen.