Roger Nüßleins Großvater und Vater, Alfred und Anton, dürfen als Pioniere des modernen Weinbaus in Zeil am Main gelten. Unweit des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der Nüßleins findet sich auch das Geburtshaus eines anderen Weinbaupioniers aus Zeil am Main. Abt Alberich Degen, ein weinsinniger Zisterzienser, brachte 1665 die Silvanerrebe aus Österreich an den Main. Lange Jahrhunderte war dann auch das traufseitig zum Marktplatz in Zeil stehende prächtige Fachwerkhaus, das die Nüßleins ab dem Jahr 2006 über mehrere Jahre hin im Einvernehmen mit der Denkmalpflege in Stand gesetzt haben, der Zehnthof der Bamberger Fürstbischöfe.
Im Wesentlichen waren es Weintrauben, die die fleißigen Zeiler da für den katholischen Landesherren abzuliefern hatten. In der Kelter wurde daraus Wein und Geld gepresst. Ursprünglich, so fanden die Denkmalpfleger heraus, standen anstelle des ehemaligen Zehnthofes nur giebelständige Häuser am oberen Marktplatz von Zeil. Die historischen Schüttgutluken sind noch heute im Gewölbekeller des Zehnthofes zu sehen und sie waren an den vormals freistehenden Schmalseiten des Vorgängergebäudes eingebaut. Der Gewölbekeller ist nun, nach der Sanierung und der Umrüstung zum Showroom, ein ganz famoses Architekturelement im Weingut Nüßlein. Schon deshalb hat es sich für die Winzerfamilie gelohnt, im Ort zu bleiben und nicht hinaus in die eigenen Weinlagen, etwa den Eulengrund oder das Ölspiel, zu ziehen. So viel Atmosphäre wie die historischen Bauwerke am Marktplatz ganz selbstverständlich ausstrahlen, hätte man mit einem Neubau nur schwerlich erzeugen können. So aber ist ein spannungsreicher Gang durchs Haus für den Weingenießer möglich. Der Auftakt bei Verkostungen findet im rückwärtigen Neubau statt, Weißweine werden in der neuen Lounge kredenzt, die Rotweine im historischen Fachwerkzimmer gereicht und die edelsüßen Dessertweine genießt man schließlich im Gewölbekeller.